Von der Raupe zum Schmetterling, vom Samen zum Gemüse – „Nachhaltigkeit“ ist Thema im Kindergarten der Aktiven Schule Petershausen

Von der Raupe zum Schmetterling, vom Samen zum Gemüse – „Nachhaltigkeit“ ist Thema im Kindergarten der Aktiven Schule Petershausen

Foto: selbst gezimmertes Hochbeet vor dem Kindergarten der Aktiven Schule Petershausen

Regelmäßig informieren uns die Erzieherinnen des Kindergartens der Aktiven Schule über Projekte im Bereich „Globales Lernen“. Der neueste Bericht der Kindergartenleiterin Kamila Oelkers beschäftigt sich mit dem Thema „Nachhaltigkeit“:

„Nachhaltigkeit ist derzeit in aller Munde, so auch bei uns im Kindergarten der Aktiven Schule Petershausen.

Der Kindergarten der Aktiven Schule ist auf dem Weg zur „Eine Welt Kita“. Hierfür reicht es uns nicht, fair gehandelte Bananen zu kaufen. Uns ist es auch wichtig, die Kinder bei den Themen rund um Nachhaltigkeit zu begleiten, mit guten Beispielen im Alltag voranzugehen und sie für die globalen Zusammenhänge in der Welt zu sensibilisieren. Denn Nachhaltigkeit ist das Thema der Zukunft, vor allem wenn wir uns anschauen, wie wir Menschen bisher mit unserem Planet umgegangen sind.

Von der Raupe zum Schmetterling – Protokoll einer Metamorphose

Daher fangen wir mit kleinen Schritten direkt bei uns im Kindergarten an. Die Kindergartenkinder züchten 10 Raupen, die sich schon in kurzer Zeit zu Schmetterlingen verwandeln werden.

 

   

 

Fotos: Kindergarten der Aktiven Schule Petershausen

 

So ein Schmetterling ist ein zartes Tier und braucht nicht nur als kleine Raupe Pflege, sondern vor allem nach dem Schlüpfen ist es für Insekten wichtig, reichlich Futterquellen zu finden. Daher wurde aus einer kleinen Idee, einen Schmetterling zu züchten, ein richtiges Großprojekt. Die Pädagogen besorgten verschiedene Pflanzen, die besonders für Schmetterlinge schmackhaft und anlockend sind. Diese verschönern jetzt den Außenbereich vor der Kindergartengruppe.

Selbst konstruiertes Hochbeet zum ansäen und ernten

Zudem entstand eine Zusammenarbeit mit den Schulkindern, die in eigener Regie ein wundervolles Hochbett auf  die bisher ungenutzte Fläche vor dem Kindergarteneingang gebaut haben. Die 5 Schüler/innen aus den Lerngruppen der 8,9,10 Klasse haben geplant, besorgt, konstruiert und gezimmert. Somit entstand für die Kindergartenkinder eine neue Möglichkeit, nachhaltig tätig zu werden. Die Kinder ziehen bereits in kleinen Plastikbeuteln verschiedene Kulturen vor, die bald in das fertig bereitetet Hochbett eingesetzt werden können.

Direkt aus dem Hochbeet: Kräuter fürs Frühstück

Zudem möchte eine Lehrkraft der Aktiven Schule, die sich auch um die Zubereitung der Gerichte in der Schulküche kümmert, ein Kräuterbeet für die Kinder anlegen. In der Schule wird täglich vegetarisch frisch, regional und saisonal gekocht. So sollen auch die Kindergartenkinder die Möglichkeit bekommen, ihre Speisen z.B. zur Frühstückszeit selbst mit Kräutern zu verfeinern. Den Pädagogen wird es hier ermöglicht, den Kindern im kleinen einen Kreislauf vom Ansäen, Wachsen, Ernten bis zum Bestäuben von Insekten im Verlauf der Jahreszeiten näherzubringen und aktiv tätig zu sein.

Altersübergreifende Zusammenarbeit für Nachhaltigkeit

Zudem ergab sich einen wundervolle Möglichkeit der übergreifenden Zusammenarbeit, ohne die es bei uns im Erwachsenenleben auch nicht funktionieren würden. Somit möchten wir im Kindergarten der Aktiven Schule Petershausen unseren Beitrag für eine nachhaltige Werte-Erziehung leisten.“

Soweit der Bericht von Kamila Oelkers. Die Kinder im Kindergarten der Aktiven Schule haben mit diesen Beobachtungen sogar etlichen Erwachsenen etwas voraus. Sie erleben Abläufe in der Natur hautnah und mit allen Sinnen. Sie lernen, dass alles seine Zeit hat, die Entwicklung von der kleinen schwarzen Raupe zum Schmetterling oder die Entwicklung vom Samen zum Kürbis. Sie erfahren, dass die langen dünnen Röhrchen „Schnittlauch“ heißen und  ganz anders als Petersilie schmecken. Und dass sich – auch mit ein bisschen Zeit – ein leckerer Kräuterquark daraus zubereiten oder ein Salat würzen lässt.

Diese konkreten Erfahrungen, die die Kinder mit Unterstützung der Erzieherinnen machen dürfen, sind in der Tat sehr viel wert. Zusammen mit den Erlebnissen im Garten, Schulacker und in der Küche beim selbst Zubereiten von einfachen Speisen machen sie die Kinder sensibel für Kreisläufe und Zusammenhänge in der Natur.

Und bieten damit im Kleinen ein so wichtiges Gegenmodell zum gegenwärtigen –  nicht nachhaltigen – Konsumprinzip des „Alles, sofort, zu jeder Jahreszeit, egal woher, möglichst fertig, möglichst billig“.

Kinder wachsen in „Fremdversorgungs-Gesellschaften“ auf

Problematisch an diesem Prinzip der „Fremdversorgungsketten“ ist, so der Sozialpsychologe Harald Welzer in seinem Buch „Selbst denken“, dass die Geschichte eines Produktes meist komplett von seiner Funktion als Ware abgetrennt ist. Wo ein Lebensmittel wie angebaut wurde, wie es den Menschen dabei erging, welche Transportaufwände, wieviel Energie dafür notwendig waren, das bleibt in der Regel im Dunkeln. Egal, ob es sich um eine einfache Tiefkühlbreze zum Aufbacken, die Milch im Tetrapack oder eine Tafel Schokolade handelt. Oder um die Herkunft des Stroms, des Smartphones, der Jeans.

Sich die „Geschichte“ eines Produkts anzuschauen ist in einer zunehmend globalisierten Wirtschaft erst die Voraussetzung für nachhaltiges Handeln.

Was lernten nochmal die Kinder der Aktiven Schule beim Besuch von Bäcker Fridolin? Damit man eine Breze essen kann, braucht es mindestens drei Personen: Bauer, Müller, Bäcker http://fairkaufladen.de/brezenbacken-im-kindergarten-der-aktiven-schule/

Und was muss alles passieren, damit die Schokolade im Supermarktregal liegt? Die Kinder im Kindergarten der Aktiven Schule könnten auch hier jede Menge erzählen: http://fairkaufladen.de/wo-kommt-eigentlich-die-schokolade-her/

Aber ist ja auch klar, denn sie befinden sich ja gerade auf dem Weg zur Eine Welt Kita …