Matarenda – Hilfe zur Selbsthilfe in Zimbabwe

Matarenda – Hilfe zur Selbsthilfe in Zimbabwe
Foto: Shona-Kunst „Wahrsager“ und „die Träumenden“ aus Serpentenit-Stein
Seit etwa einem Monat unterstützt der Fairkaufladen das „Matarenda-Projekt“  durch den Verkauf von Waren aus Zimbabwe. Matarenda bedeutet in der Sprache der Shona soviel wie „Talente der Künstler“.
Matarenda-Logo
Zustande kam die Kooperation über einen Emailkontakt mit Dietmar Kühl,  der im Rahmen seiner Warenpräsentationen in bayerischen Weltläden auch den Fairkaufladen anschrieb und ihn dann im Oktober besuchte. http://fairkaufladen.de/faires-aus-zimbabwe-dietmar-kuehl-vom-matarenda-projekt-besucht-den-fairkaufladen/
Seit einigen Jahren schon arbeitet Kühl, der von 1986 bis 2003 als Entwicklungshelfer in Zimbabwe tätig war und seine Frau Theresa ehrenamtlich für das Matarenda-Projekt. Grundsätzlich basiert das gesamte Projekt auf vier Initiaitiven, von denen jeweils zwei in Zimbabawe und  zwei in Deutschland ansässig sind.
Dietmar und Theresa Kühl (rechts) vor der Abreise nach Zimbabwe. In der Mitte die 16jährige Lea, die ein Praktikum in Mutare absolviert.

In Zimbabwe

1. Die 2012 als Vermarktungsgenossenschaft für den Export gegründete „Matarenda Handcraft Cooperative“ wurde seit Mai 2016 als  Matarenda Community Development Trust weitergeführt. Dieser besteht aus derzeit 7 ehrenamtlichen Vorstandsmitgliedern. Die Stiftung hat das grundlegende  Ziel, die Marginalisierten in der Gesellschaft Zimbabwes nachhaltig zu unterstützen.
Denn aufgrund der wirtschaftlich schlechten Lage und sich der daraus ergebenden extrem hohen Arbeitslosenqote müssen viele Menschen dort hart um ihr Überleben kämpfen.
2. Von der Stiftung wurde 2016 das Matarenda Textiles, Art & Design Training Center ins Leben gerufen, wo  benachteiligte Menschen wie z.B. AIDS-Waisen oder Menschen ohne formale Qualifikationen  zu NäherInnen ausgebildet werden. Nach deren Ausbildung wird ihnen entweder eine feste Anstellung angeboten oder eine Unterstützung auf dem Weg hin zur Selbständigkeit. Ziel für die derzeit 35 Azubis ist es, am Ende der Ausbildung marktfähige Produkte herstellen zu können.

Zusätzlich ist das Training Center Anlaufstelle für selbständige Künstler aus der Umgebung von Mutare, die eine Vermarktung ihrer Produkte über das Matarenda Marketing wünschen.

Ein ganz besonderes Programm ist seit Juni 2018 die Inklusion von 17 blinden und sehbehinderten Frauen, die nun, statt auf der Straße mit ihren Kindern und Enkeln betteln zu müsen, Strickwaren herstellen können.
Im Matarenda Training Center erhalten sie Wolle, die fertigen Produkte werden zu einem fairen Preis abgekauft. Zusätzlich erhalten sie eine Mahlzeit, ihre Kinder werden betreut und auf die Schule vorbereitet. Die Frauen freuen sich sehr über die Perspektive auf ein langfristiges Einkommen, das sie ohne die praktische Unterstützung und ohne die Vermarktung über Deutschland nicht bekommen würden.
Foto 27 Blinde Frauen beim Stricken1
Blinde Frauen in einer Strickgruppe (Foto: Matarenda)

 In Deutschland

1. Der deutsche gemeinnützige  Förderverein Matarenda Global Friends e.V. unterstützt das Training Center finanziell durch das Einwerben von Spenden, durch  Know-How und Öffentlichkeitsarbeit, z. B durch Teilnahme an kulturellen, politischen und kirchlichen Veranstaltungen. Das Programm „Stricken statt Betteln“ wird vom Kirchlichen Entwicklungsdienst der Evangelisch-Lutherischen Nordkirche gefördert.

2016 konnte ein großer Container mit Nähmaschinen, einer Werkstatt- und Büroeinrichtung als Startausrüstung nach Mutare geschickt werden.

2. Das Matarenda Marketing Team vertreibt die Produkte aus dem Matarenda Trainingscenter und die von 14 selbständigen Kunsthandwerkergruppen in  149 Weltläden in ganz Deutschland.

Der Vorteil des Vertriebs über die Weltläden:  Matarenda ist vom Weltladen Dachverband überprüft, zertifiziert und wird in der Lieferantenliste als „Anerkannter Lieferant“ geführt.

In Zusammenarbeit mit den Weltläden seien, so Dietmar Kühl, schon einige besondere Produkte entstanden. Denn Weltläden könnten ihre speziellen Ideen an die Handwerkergruppen weitergeben und so an der Produktentwicklung mitwirken.

So weit sind wir in Petershausen noch nicht, denn das kleine Team (Foto) aus dem Fairkaufladen war erst einmal überwältigt von der Sortimentsvielfalt, die Dietmar Kühl mitgebracht hatte.
Und so bereichert seit Oktober unseren Laden ein Sortiment von bunten gebatikten Textilien wie Schürzen, Sets, Rucksäcke und verschiedene Arten von Baumwolltaschen,
 
Korbe und Holzschalen,
sowie wunderbare Steinfiguren aus Serpentinit und geschnitzte Tierfiguren
 
Letztere verleihen dem Fairkaufladen ein ganz besonderes Flair. Denn die Figuren zeigen die besonderen Ausdrucksformen des Kunsthandwerks in Zimbabwe, dessen Bewahrung sich der Verein auf die Fahnen geschrieben hat. Neben der Verwendung von lokal verfügbaren kostengünstigen Ressourcen und  dem Verdienst eines existenzsichernden Einkommens für die Künstler durch faire Preise.
Um das Projekt Matarende auszuweiten, pendeln Dietmar und Theresa Kühl zwischen Bundesländern, Ländern und Kontinenten hin und her. Sie setzen mit viel Engagement und Empathie das um, was Fairen Handel (per Definition) ausmacht, nämlich eine von Dialog, Transparenz und Respekt geprägte Handels-Partnerschaft.
Und sie tragen eventuell dazu bei, dass von den derzeit noch 12 Millionen Simbabwern ein paar weniger ihr Land verlassen müssen. Denn drei Millionen mussten dies aus  purer Not schon tun.