Oliven, Öl, Holz und Seife – Olivenbaumprodukte aus Palästina

Oliven, Öl, Holz und Seife – Olivenbaumprodukte aus Palästina

„ Palästina ist das Land der Olivenbäume. Sie prägen die Landschaft, und sie symbolisieren für uns Heimat und Verbundenheit mit dem Land. Olivenbäume werden sehr alt, sie überdauern Jahrhunderte, sind sehr bescheiden in ihren Ansprüchen und sehr großzügig im Geben. Sie spenden Früchte, Öl, Holz und Seife. Standhaft und stolz bewahren sie ihr Wissen und ihre Weisheit. In ihrem Schatten fühlen wir uns geborgen, wir bewundern und lieben sie, wir pflegen und besingen sie. Olivenbäume sind gesegnete Bäume. Sie gehören zu unserem Leben .“ (Sumaya Farhat – Naser: Verwurzelt im Land der Olivenbäume, Lenos Verlag 2002)

Dr. Sumaya Farhat-Naser wurde 1948 in Birseit bei Ramallah geboren und wuchs im Westjordanland auf, das seit über fünfzig Jahren von Israel besetzt gehalten wird. In allen ihren Büchern, in Friedensinitiativen und Frauengruppen sowie in Seminaren mit Jugendlichen setzt sie sich seit Jahrzehnten für Dialog und Gewaltverzicht bei der Lösung des Nahostkonflikts ein.

Foto: Lenos Verlag

Die Situation der Olivenbauern

Olivenhaine machen etwa 80 % der landwirtschaftlichen Flächen Palästinas aus, Oliven sind  unentbehrliches Grundnahrungsmittel für unzählige Kleinbauernfamilien.

Seit Jahren allerdings entzieht die israelische Regierung  Palästinensern auf dem Verwaltungsweg Land, erklärt es zur „Sicherheitszone“ und übergibt es zionistischen Siedlern.

Viele Olivenbauern sind so von ihren eigenen Feldern abgeschnitten und dürfen nur noch mit einer Genehmigung dorthin.  Das hatte Konsequenzen: Die Olivenernte reduzierte sich drastisch. Die Bauern konnten zudem ihre Produkte nicht absetzen, weil es keinen Markt gab.

Das hat sich mit Canaan Fair Trade verändert.

Canaan Fairtrade – ein preisgekröntes Projekt

Während seines Studiums der Kulturanthropologie in den USA kam Dr. Nasser Abufarha mit dem Fairen Handel in Berührung.

 

Mit dem Ziel, diese Idee in seiner Heimat Palästina umzusetzen, gründete er 2004 das Unternehmen Canaan Fair Trade in seinem Heimatort Jenin im Westjordanland. Abufarha geht es darum, die Lebensgrundlage der Landbevölkerung zu sichern und die jahrtausende alte  Olivenkultur zu erhalten.

Der  Olivenbaum ist für ihn Symbol der Hoffung und des Friedens.

Mittlerweile gibt es 43 Olivenöl-Genossenschaften und 8 Frauenverbände im Umfeld von Canaan mit insgesamt fast 2000 Kleinbauernfamilien. Zusätzlich investiert das Unternehmen in Gemeinschaftsprojekte, Forschung und Bildung.

Mehr zu Canaan Fair Trade, über das Verhältnis Israel-Palästina und der Diskussion darüber gibt es in dem Beitrag zu einer Veranstaltung, die im Rahmen der Fairen Woche im Fairkaufladen stattfand: http://fairkaufladen.de/canaan-fairtrade-perspektiven-fuer-kleinbauern-in-palaestina/

 

Khadir Khadir – vom Fabrikarbeiter zum Olivenbauer (Foto: Canaan Fair Trade)

 

Abu Adnan Abu El Salam -ist überzeugt vom biologischen Anbau seiner Olivenbäume (Foto: Canaan Fair Trade)

Abtissam Musa von einer Frauenkooperative (Foto: Canaan Fair Trade)

Im Rahmen des Projektes „Trees For Life“ pflanzt ein Vater mit seinem kleinen Sohn Olivenbäume (Foto: Canaan Fair Trade)

Im Sommer 2017 wurde Abufarhar in Deutschland für seine Leistungen im Ökolandbau und Fairen Handel in Palästina mit dem „One World Award“ ausgezeichnet.

Neben Olivenöl vermarktet Canaan Fair Trade auch Oliven, eingelegte Tomaten, Tapenade (aus grünen Oliven und Kapern), Tomaten-Kapern-Aufstrich oder Zataár.

Fotos: Köstlichkeiten aus dem Westjordanland: Olivenöl, Tomaten-Kapern-Aufstrich, Tapenade (Grüne Oliven-Kapern- Aufstrich), Zaátar, schwarze Nabali-Olive)

Foto: Linguine (von terra bio) mit Wurzelgemüse in Tomatensauce mit Tapenade

Die grüne Kapern-Oliven- Paste (Tapenade) eignet sich gut zum Aromatisieren von Tomatensaucen, Sahnesaucen, Pizzabelag, mediterranen Gemüsesuppen, Fischsaucen, Salatsaucen, mariniertem Gemüse, Frittata, Mayonnaise… Sie ist sehr konzentriert und ergiebig.

Foto: Zaatar (ganz links)  ist eine Gewürzmischung aus geröstetem Sesam, wildem Thymian und Gewürzsumach. Sie eignet sich zusammen mit Olivenöl als Dip und als aromatische Würze für warme Speisen und Salate. Der rote Tomaten-Oliven-Aufstrich schmeckt gut zu Weißbrot, reichert aber auch Saucen geschmacklich an.

 

Olivenholzschnitzereien  von Bethlehem Fair Trade Artisans

Die Herstellung von Handwerk ist Teil der wirtschaftlichen, kulturellen und historischen Tradition Bethlehems.

Handwerker in Palästina sehen sich allerdings schon seit Jahren mehreren Herausforderungen gegenüber. Diese bestehen  in der angespannten politischen Lage,  in der fallenden Nachfrage  auf dem lokalen Markt durch fehlenden Tourismus und in der Konkurrenz durch (asiatische) Billigware.

2009 gründete sich die NGO „Bethlehem Fair Trade Artisans“ (BFTA), um unter Druck geratenen Handwerkern neue Alternativen zu bieten. Sie unterstützt die Handwerker in der Beschaffung von Materialien, Schulungen zu Preiskalkulationen, Design- und Produktentwicklung und der Vermarktung ihrer Produkte.

Neben dem Schnitzen von Olivenholz stellen die Handwerker auch handbemalte Keramik her. Ein wichtiges Ziel von BFTA ist auch die Integration von behinderten Menschen.

Kunsthandwerker bei Bethlehem (Foto: BFTA)

Das Olivenholz stammt aus der Durchforstung und Erneuerung von Olivenhainen in der Region um Nablus, Jenin und Bethlehem. (Info: EZA)

 

Olivenölseifen vom Verein Musaáde e.V.

Die Seifen werden aus reinem Olivenöl und nach einem alten Rezept von Familien im Dorf Zababdeh in Palästina von Hand hergestellt.

Seifenherstellung (Foto: Kinderhilfe Bethlehem)

10 % des Verkaufspreises gehen an das Caritas Baby Hospital in Bethlehem.

Das von der Kinderhilfe Bethlehem getragene Hospital ist das einzige für mehr als 500 000 Kinder unter 5 Jahren im Westjordanland und im Gazastreifen.