14. Runder Tisch „Kommunen und Eine Welt – Nachhaltigkeit in der öffentlichen Beschaffung“ und Bayerisches Fairtrade -Town – Vernetzungstreffen in Augsburg

14. Runder Tisch „Kommunen und Eine Welt – Nachhaltigkeit in der öffentlichen Beschaffung“ und Bayerisches Fairtrade -Town – Vernetzungstreffen in Augsburg

Marina Malter (Foto: Eine Welt Netzwerk Bayern e.V.)

Mit einer interessanten Themenpalette hatte das Eine Welt Netzwerk Bayern e.V. zusammen mit Fairtrade Deutschland zum 14. Runden Tisch „Kommunen und Eine Welt – Nachhaltigkeit in der öffentlichen Beschaffung“ eingeladen.

Anlass waren die Bayerischen Eine Welt Tage mit Fairhandelsmesse, die  zum wiederholten Male im Kongress am Park in Augsburg stattfanden.

 

Den Anfang machte Marina Malter, Projektmanagerin für kommunale nachhaltige Beschaffung der „Entwicklungsagentur Faire Metropolregion Nürnberg“ mit ihrem Vortrag:

„Nachhaltige Beschaffung in Kommunen – Beispiele guter Praxis aus der Metropolregion Nürnberg“

Kernaufgabe  der „Entwicklungsagentur Faire Metropolregion Nürnberg“ ist der Ausbau und die Unterstützung einer nachhaltigen kommunalen Beschaffung. Adressaten sind insbesondere Fairtrade Kommunen in der Metropolregion Nürnberg, für deren Mitarbeiter es Einkaufsleitlinien, Ausschreibungshandreichnungen und Fortbildungen gibt. Wichtig ist auch der Zugang zu Anbieterplattformen, der Erfahrungsaustausch sowie die Bildung von Einkaufsgemeinschaften für bestimmte Produktgruppen.

Beispiel Neumarkt in der Oberpfalz: 2018 wurden dort erstmals im Rahmen der Neuanschaffung von Warnschutzkleidung  Arbeitsjacken und -hosen beschafft, bei der der Hersteller nach der Fair Wear Foundation zertifiziert ist und am Fairtrade Cotton Programm teilnimmt.  Der Bestand wird seither mit zertifizierten Textilien bei Bedarf aufgefüllt.

 

Peter Ranzinger, Klimaschutzbeauftragter im Landkreis Passau, erklärte in seiner Präsentation, was es auf sich hat mit dem

Landkreis Passau auf dem Weg zur global nachhaltigen Region“ 

Peter Ranzinger (Foto: EWNB)

Der Beginn des Engagements im Landkreis Passau war zunächst die  Anerkennung der Nachhaltigkeitsziele Agenda 2030, die insbesondere durch eine kommunale Beteiligung und Verantwortung mit Leben gefüllt werden sollten.

Es folgte dann ein Grundsatzbeschluss zur nachhaltigen Entwicklung, die sich insbesondere an den ausgewählten  Nachhaltigkeitszielen 7 (bezahlbare und saubere Energie), 11 (nachhaltige Städte und Gemeinden), 12 (verantwortungsvolle Konsum- und Produktionsmuster), 13 (Handeln für den Klimaschutz) , 15 (Leben an Land) , 17 (Partnerschaften, um die Ziele zu erreichen) orientieren möchte.

Damit es nicht bei einem Beschlüssen bleibt, wurde ein genauer Zeitplan für die Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt mit Bestandsaufnahme, Definition von Zielen, Maßnahmen und einem Handlungsprogramm.

Ergänzt mit Fördermöglichkeiten für Kommunen durch die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) und mit einem  Bildungsangebot für Globales Lernen, bei der sich Schulen Materialien ausleihen können

 

Als dritte Referentin präsentierte Melanie Müller von Transfair e.V. ein

„Update zur Kampagne „Fairtrade-Towns“

Melanie Müller (vor dem Banner von EWNB, Foto: EWNB)

Kampagnenupdate: In Deutschland gibt es mittlerweile 619 Fairtrade- Towns, 621 Fairtrade -Schools und 27 Fairtrade-Universities. Mit verschiedenen Materialien (Slogan „Wir sind fairrückt“) wird in diesem Jahr auf 10 Jahre Fairtrade- Towns aufmerksam gemacht, die am 2. April 2009 mit der Zertifizierung von Saarbrücken begann.  Auf einer neuen Website https://www.fairtrade-towns.de/aktuelles/ kann man sich über die aktuellen Entwicklungen informieren, z.B. über den Kongress: „Fair begegnen – Fair gestalten“ vom 18. bis 20.9 in Köln.

Neues aus der Fairtrade – Welt: Eine „Internationale Charta des Fairen Handels“ wurde von der WFTO und Fairtrade International auf den Weg gebracht, ebenso wie die dringend notwendige  Erhöhung der Mindestpreise für Kakao um 20 % auf 2400 Euro pro Tonne, damit sich der Kakaoanbau für Kakaobauern wenigstens etwas mehr lohnt. Entstanden ist auch eine Studie zur Wirkung von Fairtrade Prämien.

Aktuelle Aktionen:  Geschlechtergerechtigkeit ist das Motto der Fairen Woche 2019. Beim Coffee Fairday am 1. Oktober soll die längste Kaffeetafel der Welt zustande kommen https://www.fairtrade-kampagnen.de/startseite/aktionen/coffee-fairday-aktionsleitfaden/  und es gibt weitere Bemühungen für die Abschaffung der Kaffeesteuer auf fair gehandelten Kaffee.

Marijke Mulder, Koordinatorin für Bildung und Beratung bei FEMNET e.V. hielt einen Vortrag über

„Nachhaltige Beschaffung bei Berufskleidung (Textilien / Schuhe)“

Marijke Mulder (Foto: EWNB)

FEMNET e.V. setzt sich für die Rechte von Frauen in der globalen Bekleidungsindustie ein und berät Kommunen beim Einkauf fair produzierter Berufskleidung.

Der Hintergrund: Deutsche Kommunen beschaffen jährlich Textilien im Wert von bis zu 500 Millionen Euro. Sie haben daher eine große Einkaufsmacht und zugleich eine Vorbildwirkung. Entgegen vieler Beschaffungsmythen, die es immer noch gibt, konnte Marijke Mulder klar machen, dass durch den vergaberechtlichen Rahmen Rechtssicherheit gegeben ist, faire Beschaffung nicht wesentlich teurer und das Angebot vorhanden ist.

Federführend bei der fairen Beschaffung von Berufskleidung sind die Städte Bonn, Köln, Stuttgart, Mannheim, und – wie beschrieben – seit 2018 auch Neumarkt.

Zum Schluss referierte  Viktoria Soder, Eine Welt-Regionalpromotorin Oberbayern-Süd-Ost, über die

„Initiative für eine faire Europäische Metropolregion München“

Viktoria Soder (Foto: EWNB)

In Anlehnung an die Faire Metropolregion Nünberg hat sich auch in München ein Initiativkreis „Faire Metropolregion München“ gebildet.

Nach deren Einschätzung liegt der Mehrwert einer Fairen Metropolregion im Nutzen der Strukturen in der Metropolregion München zum Ausbau des Fairen Handels. Synergieeffekte könnte es geben mit dem Ziel der Metropolregion München „Entwicklung im Einklang mit Umwelt und Natur“, dem Projekt „Besser Regional“ der Metropolregion München und der Initiative „bio – regional – fair“  des Eine Welt Netzwerk Bayern e.V.

Weiterhin wichtig sind auch hier der  Erfahrungsaustausch und  die Vernetzung auf regionaler Ebene mit gemeinsamen Projekten, Aktionen, Veranstaltungen und Öffentlichkeitsarbeit.

Mit 59 Fairtrade-Towns,  69 Fairtrade-Schools ( und 32 weitere in Bewerbung) und 1 Fairtrade-University, genügend Geschäften und Gastronomiebetrieben sowie zivilgesellschaftlichen Organisationen (Kirchen, Schulen, Vereinen) ist auch die Europäische Metropolregion München auf einem guten Weg, zur Fairen Metropolregion zu werden.

Zu guter Letzt: Schaut man sich folgende Daten und Fakten aus der EMM an …

– ca. 6 Mio Einwohner in 25 Landkreisen und 6 kreisfreien Städten (2018,  davon 2,8 Mio. in Fairtrade-Towns und 3,4 Mio., wenn man die angehenden Fairtrade-Landkreise mitzählt)

BIP je Erwerbstätiger von 82.696 € (2014, 21% über dem deutschen Durchschnittswert)

Kaufkraft pro Kopf von 25.790 € (2016, 17% über dem deutschen Durchschnittswert)

…. dann sollte es in dieser relativ gut situierten Region auch für den Fairen Handel einen guten Zuwachs geben.