Anläßlich des Muttertags am 10. Mai – Fairtrade und Mutterschutz

Anläßlich des Muttertags am 10. Mai – Fairtrade und Mutterschutz

Mütter verdienen überall auf der Welt besonderen Schutz. Besonders auf Plantagen, auf denen Tee, Orangen oder Rosen vorwiegend für den Export angebaut werden, sind die Arbeitsbedingungen verbesserungswürdig. Viele der Beschäftigten dort sind Frauen. Niedrige Einkommen und unsichere Arbeitsplätze bestimmen ihren Alltag. Sie müssen Ausbeutung und Gesundheitsgefahren wie Dünge- und Spritzmittel, überlange Arbeitszeiten, sowie harte körperliche Arbeit bei extremen Temperaturen ertragen, um ihre Familien ernähren zu können.

Risiko Geburt

Weltweit kommen täglich über 1000 Frauen wegen der Folgen einer Schwangerschaft oder bei den Komplikationen während der Geburt ums Leben. Die UNICEF berichtet in ihrem Report „The State of the World’s Children 2009“, dass pro Jahr drei Millionen Kinder tot zur Welt kommen und jährlich vier Millionen Babys innerhalb der ersten 28 Tage ihres Lebens sterben. Aufgrund dieser alarmierenden Zahlen gehören die Reduktion der Kindersterblichkeit und die Verbesserung der Gesundheitsversorgung von Müttern zu den Millennium-Entwicklungszielen der Vereinten Nationen (UN).

Karenz im FAIRTRADE-System

„Wie die staatliche Gesetzgebung praktisch implementiert und überwacht wird, schützt Mütter und Kinder in Afrika, Asien und Lateinamerika unseres Erachtens viel zu wenig“, erklärt Andreas Kratz, Standards Director bei Fairtrade Labelling Organizations International. Daher hat FAIRTRADE  beschlossen, sich speziell dieses Themas anzunehmen. Seit 2005 ist in den internationalen FAIRTRADE-Standards für Plantagen strenger Mutterschutz vorgeschrieben, der von der unabhängigen Zertifizierungsorganisation FLO-CERT GmbH kontrolliert wird. So ist eine Voraussetzung für die Zertifizierung einer Farm, dass die Plantagenleitung den Arbeiterinnen eine Karenzzeit von mindestens acht Wochen bei voller Bezahlung und Stillpausen während der Arbeitszeit zusichert. In den folgenden Jahren muss die Karenzzeit jährlich um eine Woche auf zwölf Wochen gesteigert werden. Außerdem dürfen auf FAIRTRADE-Farmen die Arbeiterinnen bei der Rückkehr in den Beruf nicht benachteiligt oder gar entlassen werden.

Sicherheit und Zeit

Auf FAIRTRADE-zertifizierten Blumenfarmen gelten zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen, die Frauen schützen: Schwangere oder stillende Frauen dürfen keine potentiell gefährlichen Arbeiten verrichten und natürlich ist es verboten, die Mutterschutzzeit mit Geld zu ersetzen. Mercedes Farinango (29) ist seit drei Jahren als Blumenbinderin auf der FAIRTRADE-Blumenfarm Hoja Verde (dt. „Grünes Blatt“) beschäftigt, die nördlich der ecuadorianischen Hauptstadt Quito in Cayambe auf einer Höhe von 3000 Metern liegt. Sie ist derzeit in Karenz, um sich um ihr Baby zu kümmern. So hat sie auch mehr Zeit für ihre beiden älteren Kinder, die drei und zehn Jahre alt sind. Als Schwangere hatte sie längere Pausen und wurde zwei Wochen vor der Geburt freigestellt, erzählt sie. Jetzt während der Karenz werden 75% ihres Gehalts von der Sozialversicherung und 25% von Hoja Verde bezahlt. „Auf anderen Farmen gibt es keine Versicherung, weil keine Verträge vorliegen, und daher auch kein Geld in der Mutterschutzzeit“, berichtet Mercedes Farinango begeistert. „Wir haben einen schriftlichen Anstellungsvertrag. Das gibt Sicherheit und mehr Zeit für die Familie.“ Nach Ende der Mutterschutzzeit von zwölf Wochen wird Mercedes Farinango wieder auf der Blumenfarm Hoja Verde arbeiten und bekommt zwei Arbeitsstunden pro Tag als Stillzeit zur Verfügung gestellt. Bei Problemen kann sie sich an die Sozialarbeiterin der Farm wenden. (fairtrade Österreich)